2023 Mai Harz (Backpacking)
18.05.2023 Goslar nach Lautenthal
Nach einem guten Frühstück, in meiner Pension Gästehaus Graul, geht es wieder auf die Jagd, nach Stempeln für die Harzer Wandernadel.
Goslar am Morgen des Himmelfahrttages, liegt sehr ruhig da. Schönes Wetter ist vorhergesagt und so geht es zuerst durch den Süden der Stadt.
Vorbei am Frankenberger Teich geht es durch schöne Waldwege immer bergan zum Steinbergturm auf 471m Höhe, der ersten Stempelstelle des Tages. Von da an, führt ein Asphaltweg weiter zum Stausee der Granetalsperre .
Bald erreiche ich den ersten von unzähligen, geschotterten Forstwegen, meiner Harzreise im Mai 2023. Es ist nicht unbedingt schön und abenteuerlich, aber zweckmäßig.
Nach einem ersten Blick auf den Stausee, führt der Weg am Ufer entlang zur Staumauer. Nur wenige Menschen traf ich bisher. Am anderen Ende der Staumauer kam die erste Gruppe von jungen Männern mit Bollerwagen, Musik und Bierkasten von Herzog Juliushütte hinauf. Diese konnte ich schnell hinter mir lassen und der Weg führt weiter Richtung Wolfshagen. Aber mitten auf dem Weg, blockierte eine neue, sehr große Gruppe, junger Feiernder den Weg. Sie beachten mich gar nicht und waren voll in einem Trinkspiel vertieft.
Als nächstes Ziel stand der Wolfshagener Steinbruch auf dem Plan. Was soll ich sagen, feierwütige Jugend und Familien waren auch schon da. Ein lustiges durcheinander ergab sich da. Für einen Schnappschuss kam ich auch an den Aussichtspunkt.
Lange aufhalten geht nicht. Um den Steinbruch auf dem Forstweg, zu einem weiteren Aussichtspunkt des Steinbruchs, welcher menschenleer war mit wunderschönem Zugang.
Nun geht es hinunter nach Wolfshagen. Teils recht abenteuerlich geschotterte, schmale Pfade. Da war es mal das Abenteuer, was ich so schätze beim Wandern. Am östlichen Rand des Ortes ging es weiter am Campingplatz und Freibad vorbei. Mmmmh… welch leckerer Geruch von frisch gegrilltem steigt mir in die Nase. Nee, nee dann stehe ich nicht mehr auf. Ein Anstieg hinter dem Ort wartete noch auf mich, 200 Höhenmeter. Die Sonne war immer nur wechselnd spürbar, denn es gibt doch tatsächlich noch intakte Waldgebiete im Harz.
Die Altarklippen peilte ich nun an. Die Wandernden wurden wieder mehr.
An den Altarklippen saßen schon E-Bikefahrer und Wanderer auf den Bänken. Als ich mir meinen Wanderstempel abholen will, sagt mir ein anderer Wandersmann, dass der Stempel defekt ist, der Stempelgummi fehlt. Da schlug meine Stunde. Ich hatte mir vorab einen neutralen, offiziellen Stempel der Harzer Wandernadel besorgt, samt Stempelkissen. Verbunden mit der Nummer im Stempelkasten, gilt es auch als abgestempelt. Das ich so gut ausgerüstet war fiel sofort den Anderen auf und fragten, ob sie auch einen Stempel bekommen könnten. So stempelte ich dann einige Hefte ab. Die E-Biker grinsten von ihrer Bank und meinten, ich solle doch 1 Euro je Stempel nehmen. Als ich schon wieder einpacken wollte, kam ein Wanderpaar aus Mainz. Sie stempelte ich auch noch ab und dann fragten mich die Zwei, ob ich ein Foto von beiden machen könnte. Na klaaaar, sagte ich. Aus der E-Bike Ecke kam nur der Spruch: „Dafür würde ich 5 Euro verlangen!“. Die gesamte Runde lachte herzlich.
Nun wurde es aber langsam Zeit, nach einem kleinen Imbiss, weiterzugehen. Lautenthal war das heutige Ziel. Die Kräfte gingen auch schon langsam dem Ende zu. Auch die 12kg Gepäck auf dem Rücken, machten sich deutlich bemerkbar. Die Forststrassen zogen sich schier endlos lang hin. Doch dann endlich, da ist die ehemalige Bergbaustadt. Beim Abstieg musste ich mich nochmal konzentrieren, wegen der schwindenden Kraft in den Beinen. Beim Gang durch den Ort, zu meiner Pension, kam etwas Ostalgie auf. Viele Häuser weisen, auch nach mehr als 30 Jahren Deutsche Einheit, noch deutliche Spuren von DDR Bauweise auf. Es wirkt alles sehr ruhig. Das bezieht sich auch auf den Handyempfang von O2, fast null.
Nach dem Einchecken in meine Hotel Pension Berndt, kurzer Erholung, sollte ich mir noch ein Abendessen gönnen. Da fand ich dann das Highlight des Ortes, den Schnitzelkönig. Der Andrang enorm, aber sehr professionell. Nach 10 Minuten bekam ich trotzdem einen Platz und gönnte mir 500g Schnitzel. Boah, nicht zu schaffen für mich heute. Die Karte ist sehr, sehr vielfältig und es gibt auch wesentlich mehr als nur Schnitzel. Ein gratis Bier gab es dann auch für alle Männer an diesem Tag.
Trotzdem war ich glücklich mich dann endlich in mein Bett zu legen, mit dem Gedanken, wie die schmerzenden Glieder, am nächsten Tag wieder funktionieren sollten.
19.05.2023 Teil 1 - Lautenthal, nördliche Runde
Die Glieder haben sich wieder erholt und nach einem guten Frühstück und mit kleinem Rucksack, startet der erste Teil der heutigen Tagesetappe, um die Innertalsperre. Das Wetter lässt mich auch heute nicht im Stich. Durch dichten Wald geht es zunächst auf einem Wanderweg Richtung Talsperre. Bald mündet es wie so oft auf einen breiten Forstweg. Viel zeit zum Bummeln bleibt heute nicht, da ich ja noch einen weiteren Teil der Tagesetappe machen möchte. Auf Höhe der Mandolinenhütte, kann ich zum ersten Mal auf den Stausee der Talsperre sehen. Bisher war ich noch sehr einsam unterwegs. Doch langsam scheinen alle wach zu sein oder ich komme den Hauptwanderrouten näher.
Um die Talsperre herum geht es bei herrlichem Sonnenschein, bergauf. Auch hier ist der Blick sehr offen auf den Stausee, wegen den sehr lichten Waldflächen. Der Blick schweift dabei über die umliegenden Hügel und Gipfel. Ein Apfel als kurze Wegzehrung und schon richtet sich das Auge wieder geradeaus, zum Zwischenziel für heute, Lautenthal.
Die Strecke bietet wenige Highlights und der Weg zieht sich über die Forstwege. Der nächste Stempelpunkt ist die Tränkebachhütte. Gemütlicher Rastplatz mit diversen Sitzplätzen, in einem Waldstück.
Aber auch hier wird nicht lang verweilt. Weiter, weiter geht es zum Luchsstein. Der Weg führt nun immer weiter bergab. So langsam komme ich in Zielnähe, Bushaltestelle am Schnitzelkönig.
Nun nur noch auf den Bus warten. Die Beine sollten nicht zu lange zur Ruhe kommen, sonst ist das mit der zweiten Runde am heutigen Tag nicht mehr drin.
19.05.2023 Teil 2 - Runde bei Bad Grund
Mit dem Bus und einmal umsteigen, ging es Richtung nach Bad Grund. Am Höhlenerlebniszentrum starte ich, hinauf zum Iberger Albertturm. Dort angekommen, wollte mich die Landesforstbehörde, mit einem Schild dazu bewegen, den direkten Weg zu meiden und einen 1,5km längeren Umweg zu gehen. Auf dem Schild stand, dass der Weg nicht sicher wäre, wegen morscher Bäume, welche auf den Weg fallen könnten. Hallo? So ist doch die Natur oder habe ich was verpasst? Also wirklich, Schutz vor dem Wald, nicht mit mir. Ab auf den Weg. Wunderschöner Weg, durch herrliches Waldgebiet. Oh, welch ein Schock, Bäume auf dem Weg! Drüber, drunter und weiter gehts. Hey, etwas Action.
Nach dem „Abenteuerweg“, führt der Pfad zum Weltwald. Vorbei am Hübichenstein. Von dort grüsst eine Adlerstatue. Der geplante Weg führt durch den Weltwald. Eine sehr interessante Ansammlung von über 600 Baum- und Straucharten. Durchzogen von vielen Wegen mit passenden Themennamen, Spielstätten für Kinder und auch eine Hängebrücke. Eine wirklich gelungene Anlage für kurzweilige Entspannung. Aber auch hier, Warnung vor dem „gefährlichem Wald“.
Naja, ich habe es unbeschadet durch den Wald geschafft. Welch ein Wunder! Achtung Sarkasmus!
Die Stadt Bad Grund wirkt ruhig und ideal für Kur und entspannende Erholung vom Alltagsstress. Große Kuranlage inklusive.
Nun nur noch den Bus erwischen. Auf den letzten Bus des Tages muss ich noch eine Stunde warten. Nun spüre ich doch die Anstrengungen des Tages, mit insgesamt 30km. Trotz des kleinen Gepäcks war es sehr kräftezehrend. Als der Bus endlich da ist, ab rein und nach Clausthal Zellerfeld zum ZOB. Dort lese ich zum ersten Mal auf dem Fahrplan, dass mein geplanter Bus, eigentlich heute nicht fährt, weil Ferien sind. Oh Schande!
Doch als eine weitere Frau zu mir an die Haltestelle kommt, habe ich Hoffnung. Da kommt auch schon ein Minivan mit Schild der Busverbindung vorn in der Scheibe. Nochmal gut gegangen denke ich so bei mir. Auf die Frage, an den Fahrer, dass ja heute Ferien sind und die Verbindung eigentlich nicht würde, sagt er nur: „Ach ja? Ach egal, wir fahren trotzdem.“ Ein cooler Typ. Auf der Fahrt, erzählte er mit Begeisterung, von seiner privaten Sammlung von Taxis aus aller Welt. Die Fahrt verging wie im Flug.
Erst als ich aussteige, spüre ich wieder meine Beine. Langsam schleiche vom Schnitzelkönig zu meiner Unterkunft. GESCHAFFT!
20.05.2023 Lautenthal nach Clausthal Zellerfeld
Erstaunlicherweise haben sich alle Glieder, wieder ihrer Schmerzen entledigt. So kann ich die Etappe nach Clausthal Zellerfeld in Angriff nehmen. Einige zähe Anstiege stehen an. Frühstück und ab durch die Mitte!
Es beginnt gleich mit langem heftigem Anstieg hinauf zum Maaßener Gaipel. Entlang des Weges sind viele Zeugnisse der langen Bergbautradition zu bewundern. Entwässerungsgräben und vieles mehr. Schon sehr interessant. Aber dafür habe ich nur wenig Zeit.
Als nächstes Ziel winkt der Untere Grumbacher Teich. Hier bin ich auch nicht so allein. Viele Wanderer sind unterwegs. Schöne Hütte zum ausruhen und zur Beobachtung der Aktivitäten am Teich.
Durch das Grumbachtal verläuft meine Route auf der Allee „Baum des Jahres“. Neben dem Forstweg fliesst, schlängelt sich der Grumbach entlang bis in den Ort Wildemann. Es ist nur ein Teil des Ortes, ein sehr ruhiger Ort mit sehr wenigen Menschen auf der Strasse. Aber je näher ich dem Kern des Ortes komme, desto mehr Menschen trifft man. Vorbei an historischen Bergstollen und ehemaligen Mineralquellen wandere ich durch den Ort zum Wanderheim des Harzklub e.V.. Dort werde ich überrascht, als ich das offene Gelände betrete, ein mittelalterliches Lager. Allerdings wo sind die Touristen, die Stände? Ich bin etwas verwirrt. Beim gang über das Gelände, komme ich mit einem Akteur in das Gespräch. Es handelt sich wirklich um ein Treffen von Fans des Mittelalters, welche hier wirklich spielen. Eine vorher geplante Geschichte. Er sagte mir, dass es ihr Hobby ist. Als ich zu lange mit dem jungen Mann rede, kommt offenbar der Verantwortliche und bittet uns das Gespräch außerhalb des Geländes weiterzuführen. da mach ich mich lieber weiter. Als ich das Gelände verlasse, erkenne ich auf dem einem Parallelweg eine Gruppe Krieger in Rüstung und mit Schwert, welche offenbar Kinder des Lagers befreit haben, soweit ich hören konnte. Eine interessante Begegnung!
Nun wird der Weg wieder etwas zäh und zieht sich, unspektakulär, lang hin. Ok, etwas Humor wurde eingearbeitet. Was es nicht für Orte gibt!
Nun gut, den Schweinebraten lasse ich mal links liegen. Die nächste Stempelstelle befindet sich am Oberen Hahnebalzer Teich. Hier scheine ich wieder der Zivilisation entschwunden zu sein. Wanderer sind Fehlanzeige.
Die Natur hat aber am Rand des Weges immer wieder schönes zu entdecken. Junger Zapfen und alter Zapfen. Habe ich so auch noch nie gesehen.
Nun gab es nur noch Asphaltstrasse für längerer Zeit. Wind kommt auf. Über die Bundesstrasse führt meine geplante Strecke. Endlich wieder Waldweg parallel zur Strasse, auf Clausthal Zellerfeld zu. Schnurgerade verläuft der Weg durch den Wald und dann über ein Feld. Boah, jetzt wo schon wieder die Beine schwer wurden, dann so ein schier unendlich langer Weg, weit einzusehen. Aber auch dieser Weg nahm ein Ende.
Die dunklen Wolken ziehen glücklicherweise um meine Position herum. Noch einmal erst hinunter am Ortseingangsschild und dann wieder hinauf. Da ist es, mein Hotel Goldene Krone. Puuuuh, ich bin kaputt!
21.05.2023 Kahleberg zum Blocksberg
Das Ende meiner Wanderreise ist gekommen. Eine letzte Runde gilt es in der Region noch zu erledigen, mit 3 Stempelkästen. Aber erstmal Frühstück.
Ja so kann man den letzten Wandertag angehen lassen. Zuerst aber erstmal mit dem Bus bis an Das Kreuzeck. Rucksack nochmals rauf auf den Rücken und los. Schöner Waldweg am Beginn des Weges. Neben dem Weg verläuft der Oberer Schalker Graben. Vorbei am Großen Kellerhalsteich, nochmals bergauf zum Schalker Turm. Ein schöner Aussichtsturm mit Blick über den Harz. Der musste erklommen werden. Zeit hatte ich genug und die Muskeln waren ausgeruht und mussten nicht mehr viel erleiden heute.
Abwärts geht es dann über eine Asphaltstrasse. Nicht schön zu gehen aber nicht zu ändern. Da gilt trotzdem, Augen auf, um die wilde Natur zu erleben.
Der letzte Stempel des langen Wanderwochenendes, liegt nochmal bergauf, kurz vor dem Bocksberg. Mmmh da habe ich die Wahl, Aspahltstrasse oder diesen Weg:
Keine Frage, ab durch das Gehölz. Ein letztes kleines Abenteuer. Hier wurde allerdings die Touristendichte schon sehr extrem, nachdem ich meinen kleinen Wildnispfad verlassen hatte. Boah neee. Nur schnell zum Stempelkasten an der Liebesbank.
Erledigt und nun wieder den Weg zurück, zu der Bundestrasse und der Bushaltestelle. Schnell das Hemd gewechselt und landfein gemacht. Kurze Stärkung und mit dem Bus nach Goslar zum Zug.
Mit Glück kam ich in den Zug nach Hause. Übervoll, aber egal.
Fazit: Es war sehr schön, körperlich anstrengend aber geistig erholsam!
Im September 2023 geht es wieder in den Harz! Bis dann!
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